Eiweissbrot- Hot oder Schrott?
Ja, echt jetzt? Ich falle immer wieder beim Lesen der Ernährungstagebücher meiner Kund*innen genau darüber.
Meistens ist es so, dass ein potentieller Kunde bei mir einen Energizer-Call bucht.
Das ist mein kostenfreies Erstgespräch, bei dem du mir erzählst, was dein Thema und dein Ziel ist und auch ich ein wenig von mir erzähle. Es ist dazu da, um für beide Seiten zu checken, ob wir auf einer Wellenlänge sind.
Danach schicke ich ein Ernährungstagebuch zu, wo du dir fünf Tage Zeit nimmst, um mal pi mal Daumen zu notieren, was du so isst. Das ist sinnvoll, damit ich überhaupt sehen kann, wo ich ansetzen würde. Andererseits ist es auch für viele Kund*innen sehr interessant. Denn hier liegen schon einige Aha- Momente!
Außerdem kann ich die Frage beantworten, ob ich überhaupt etwas für dich tun kann.
Und genau hier steht es immer wieder…
Das Eiweißbrot.
Das ist für mich ein echtes Phänomen!
Das begegnet mir auch im Supermarkt.
Wenn ich mal da so durch die Reihen schlendere und nach rechts und links schaue, brüllt mich förmlich dieses Brot an.
Und ich denke mir “Endlich mal wieder eine Ernährungstrendsau, die da durch die Supermärkte und Bäckereien getrieben wird….”
Und so viele machen mit.
Ja, da stellt sich doch die Frage
Was soll denn dieses Eiweissbrot eigentlich bringen?
Fakt 1:
Wir „müssen“ alle schlank und rank sein.
Das äußere Erscheinungsbild muss einfach toll sein.
Abnehmen ist schon immer in gewesen.
Und grade jetzt ja sowieso.
Wir haben Anfang des Jahres, da muss man abnehmen!
Vor allen Dingen muss man schnell abnehmen.
Und das (da machen wir uns jetzt mal nix vor) funktioniert natürlich besonders schnell, wenn wir wenig Kohlenhydrate essen.
Das ist überhaupt gar kein Geheimnis!
Wenn dir der nächste Ernährungsberater erzählt, “Oh ich werde das für dich ganz schnell hinkriegen, wir lassen mal eben Kohlenhydrate weg.” Wow, welch ein großes Geheimnis ist gelüftet!
Nur leider schwingt im Background immer ein schlechter Beigeschmack mit.
Nämlich, dass Kohlenhydrate ganz fürchterlich schlecht sind.
Um was geht’s beim Eiweißbrot eigentlich?
Um Gesundheit eher nicht.
Das ist schon mal Fakt. Auch wenn’s vordergründig so scheinen mag.
Denn es ist wie so oft, was uns als gesund verkauft wird.
Wir wollen unsere liebgewonnenen Gewohnheiten wie Brot essen nicht ablegen.
Veränderung ist böse ; )
Also muss eben so eine pseudogesunde Krücke in Form von Eiweißbrot daherkommen.
Die verkauft sich natürlich auch gut, denn wir können Brot essen.
Nur in gesund ; )
Ist doch prima und die Welt in Ordnung.
Ich kann immer nur wieder sagen und das gebetsartig runterpredigen “Bitte hinterfrage und prüfe, bevor du irgendeinem Trend folgst.”
Denn wenn du in die Geschichte der Ernährung der letzten Jahrzehnte schaust, kannst du so manches Wunder erleben. Dazu gibt es in einem anderen Beitrag mehr.
Was ist es also dann, was uns das Eiweißbrot bringt?
Na ist schon logisch, wird ja so nicht heißen, wenn’s uns nicht Eiweiß wäre.
Fakt 2:
Aber welche Art von Eiweiß ist das denn?
Soja, Weizen, Erbsen, Lupine…
Hört sich doch erstmal ganz gut an, oder?
Naja, vielleicht bis auf Weizeneiweiß, stimmt`s?
Davon hat ja der Verbraucher schon mal gehört. Das ist ja auch sowas ganz Schlimmes.
Da schreit der Kenner schon mal auf, denn Gluten (Weizeneiweiß) geht gar nicht.
Das wird für allerlei gesundheitliche Symptome wie Bauchschmerzen und Blähungen, Durchfall, benebelte Sinne, schlechtere Konzentration und whatever verantwortlich gemacht.
Gluten ist ein ganz eigenes Thema. Das schaue ich mit meinen Kund*innen im Rahmen meines „Essbar“ Coachingprogrammes immer genauer an. Aber so viel sei hier zumindest dazu gesagt: Gluten ist aus meiner Sicht nicht für alles und jedes Zipperlein verantwortlich.
Ich spreche nicht von Zöliakie. Sondern wirklich von den Alltagssymptomen, wie ich sie gerade schon genannt habe.
Ich hatte das ein oder andere Symptom ja früher auch.
Klar können die durchaus besser werden, wenn man glutenfreies Brot isst. Aber vielleicht züchtet man sich mit solchen Ersatzprodukten wieder andere Probleme heran.
Die sich dann auch erst später zeigen und augenscheinlich nicht zwingend darauf zurückzuführen sind.
Mal kätzerisch gefragt: vielleicht kommt das Glutenreaktionsproblem ja auch daher, dass in vielen käuflich zu erwerbenden Lebensmitteln reines Gluten zugesetzt wurde?
Ich meine jetzt nicht nur beim Eiweißbrot, sondern auch bei anderen Produkten.
Und das neben der allgemeinen Hochzüchtung von Getreidesorten, die einen unnatürlich hohen Glutengehalt im Vergleich zum Ursprungsrohstoff haben.
Da braucht man sich ja auch nicht wundern, dass unsere Gedärme irgendwann mal sagen: “Du, es reicht jetzt irgendwie.”
Ein Stoff, der aus einem natürlichen Verbund mehrerer Stoffe wie dem gesamten Getreidekorn (mit Keimling, Faserstoffen, Vitaminen, Mineralstoffstärke und so weiter) rausgezogen wurde mit welchen Maschinen auch immer, bei welchen Temperaturen, mit welchen technischen Hilfsstoffen – das kann aus meiner Sicht auf gar keinen Fall mehr optimal für den Körper sein.
Übrigens, wenn du Lust hast, Gluten mal selber zu machen, sprich Seitan, dann geh mal schnell in die Küche:
Nimm dir einfach Mehl und Wasser, verrühre das ordentlich, kipp das Wasser wieder ab, lass ein bisschen ruhen, kipp neues Wasser wieder drauf, wasch das noch ein bisschen aus, kipp das Wasser wieder weg, neues Wasser zu und zwar so lange, bis das Wasser klar ist. Ready for Gummi ; ) Seitan ist fertig.
Ja, Gummi.
Denn irgendwie ist das Gluten so. Es klebt zusammen und ist verantwortlich dafür, dass Gebäck eine schöne Struktur bekommt und gut hochgeht. Wenn das fehlt, dann ist das mit dem Backergebnis eben nicht mehr ganz so schön. Deswegen steht man beim Backen auf Gluten.
Wir haben im Eiweißbrot in der Regel immer isolierte Eiweiße. D.h. ich habe nicht das ganze Getreidekorn drin. Ich habe nicht die ganze Erbse drin. Es ist nicht die ganze Sojabohne drin. Sondern nur das extrahierte Eiweiß daraus.
Du kannst davon ausgehen, dass die Qualität durch die industrielle in großen Massen gewonnenen Eiweiße nicht wirklich gut oder hochwertig sein kann.
Fakt 3:
Sinn und Zweck ist es ja bei diesem Eiweißbrot, dass die ach so bösen Kohlenhydrate reduziert werden.
Das schmeckt meistens jedoch nicht.
Damit das dann auch schmeckt und teigtechnisch funktioniert (es soll ja irgendwie hochgehen) muss irgendwas anderes her.
Gluten war gut für das Gerüst, aber irgendwas muss die Stärke grundsätzlich auch ersetzen. Ich will damit nochmal sagen: Auch beim Eiweißbrot wird dann gerne mal einfach Gluten zugesetzt.
Muss nicht sein.
Kann aber sein.
Und trotzdem muss die Stärke, die aus Kohlenhydraten kommt, irgendwie wieder da rein, denn es muss verkleistern und das soll ja auch nach irgendwas schmecken.
Was letztendlich nachher für ein saftiges Brot die Grundlage ist.
Ja und was gibt es da also für Ersatz?
Tja, Fett und vielleicht noch so andere Zusatzstoffe wie Gerstenmalz, Säureregulatoren, Weizenkleie und so weiter.
Als Fettzulage werden oft Leinsamen und auch Saaten verwendet.
Leinsamen sind gut, keine Frage.
Aber die Eiweißbrote auf dieser Basis sind meistens nicht diese leichten fluffigen Dinger, bei denen nicht mal mein hohler Zahn satt werden würde.
Ich habe Eiweißbrote in der Hand gehabt, da fasst man die Verpackung an und es fühlt sich so an, als ob da eine Feder drin ist.
Die kannst du auch zusammendrücken und kneten.
Da ist nichts drin.
Und das, obwohl viel Eiweiß enthalten ist und es ja grundsätzlich besser sättigen soll.
Für mein Empfinden, die ich ja nun schon seit einigen Jahren Brot selbst backe und nur frisch gemahlenes Vollkornmehl verwende, bringt das absolut null Nährwert.
Das spüre ich schon beim Kauen.
Wenn ich da nur reinbeiße, ist das eine absolute Luftnummer.
Natürlich kann man Eiweißbrot selbst machen.
Gibt ja viele Rezepte dafür.
Da kommt dann eine Tonne Quark rein, jede Menge Kerne und so. Aber das darf man nicht unterschätzen. Denn der nächste Punkt ist ja, “wie ist denn das dann mit dem Abnehmen?”
Eben!
Wenn es nach Kalorien geht, hast du auf jeden Fall den Zonk bei den Eiweißbroten gezogen.
Die sind in der Regel immer höher als beim normalen Brot.
Wie gesagt, die Kohlenhydrate müssen ja irgendwie ersetzt werden.
Ein Eiweißbrot hat einen Eiweißgehalt von circa 14g je 100g, was recht hoch ist.
Durch viele Saaten oder Leinsamen steigt auch der Fettgehalt.
9g je 100g hört sich auch erst mal nicht viel an. Im Vergleich dazu: das normale Brot ca. 1,3 g je 100g.
Das sieht schon anders aus, oder?
Da musst du letztendlich entscheiden!
Denn Low Carb heißt nicht gleich Low Kalorien.
Tja, was nun?
Die Frage ist doch grundsätzlich: wieso willst du jetzt ein Eiweißbrot essen?
Abnehmen kann’s ja jetzt irgendwie nicht sein, wie wir gesehen haben.
Ja, die verzehrte Eiweißmenge kann man damit natürlich erhöhen. Die Frage bleibt aber, ob man das mit meist minderwertigem Eiweiß machen sollte.
Ich sage da ganz klar “nein”.
Iss doch lieber Hülsenfrüchte als Ganzes.
Oder wenn du kein Veganer bist und es mit deinem ethischen Verständnis vertreten kannst, auch mal eine Scheibe Bio-Fleisch. Am besten und von einem Bauern, der seine Tiere gut behandelt.
Iss das bitte in Demut und Dankbarkeit und gibt dafür auch Geld aus!
Denn es kann nicht sein, dass eine Hühnerkeule für 5,80 Euro zu bekommen ist.
Das kann rein rechnerisch nicht funktionieren und nicht im Sinne des Tieres sein. Letztendlich gibt es auch dir nichts Gutes mit.
Ich selber war vier Jahre vegan.
Ich kann das alles verstehen und nachvollziehen.
Aber ich kann auch die andere Seite verstehen.
Weniger (Fleisch und tierische Produkte) ist aber an der Stelle tatsächlich mehr und es kommt immer auf die Qualität an. Als oberstes Gebot.
Ich weiß, ich höre das schon “Was die da wieder erzählt, das geht gar nicht. Und jetzt sagt die auch, man soll noch Fleisch essen oder so”.
Ich sage das gar nicht, aber ich möchte nur mal vergleichen: wenn wir von den Verarbeitungsschritten ausgehen, dann ist so ein isoliertes, hergestelltes Eiweiß, was mit anderen isoliert gemischten Eiweißen zu einer neuen Kreation zusammengerührt wurde, von der Qualität her nicht so hoch, wie zum Beispiel eben eine Scheibe Fleisch.
Wie eingangs schon erwähnt, wir wollen nichts verändern.
Wir wollen weiter Brot essen.
Weil wir es gewohnt sind.
Weil wir es schon immer so machen.
Weil wir nicht verzichten möchten.
Wir wollen aus unserer Komfortzone einfach nicht raus.
Dabei wäre es sinnvoll, vielleicht einfach mal weniger normales Brot zu essen und dafür mehr Vielfalt mit anderen Eiweißquellen in unser tägliches Essen einfließen zu lassen.
Ich meine nicht Kalbfleisch und Rindfleisch oder Lammfleisch.
Sondern ich meine tatsächlich die pflanzlichen Eiweißquellen.
Fakt 4:
Brot, um mal aus der TCM-Sicht zu schauen, ist trocken.
Schon wenn du darauf guckst , ist es trocken.
Und wenn du dir mal vorstellst, wie du ein Stück Brot, egal ob Eiweiß oder reguläres Brot, kaufst, kaust und runterschluckst.
Wie ist es dann?
Mal im Vergleich zu einer dicken Möhrensuppe oder einem Linseneintopf oder einem cremigen Curry.
Was fühlt sich da besser an?
Für mich ist es jedenfalls nicht das Brot.
Ich weiß nicht, wie’s dir geht.
Schreib mir das gerne.
Das heißt jetzt aber nicht, dass ich kein Brot empfehle.
Denn es hat natürlich auch einen Feuervorteil.
Dieser liegt jedoch nur im Vollkornbrot. Dort sind B-Vitamine enthalten.
Und die fehlen uns sehr oft.
Weil die oft fehlen, was machen wir dann? Anstatt mal zu schauen, was wir ernährungstechnisch anpassen können, müssen wir auf „lustige“ Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen.
Die schnelle „Rettungspille“.
Dabei kannst du Getreide auch in anderer Form als Brot zu dir nehmen.
Also- wenn du unbedingt Eiweißbrot essen willst, dann backe es dir bitte selbst.
Kauf es nicht.
Na klar gibt es Bäckereien, auch Biobäckereien, die haben so etwas im Angebot.
Die sind bestimmt auch gut, aber trotzdem solltest du immer fragen, was da so drinnen ist.
Ich bin tatsächlich ein Fan davon, selbst darüber zu entscheiden, welche Zutaten in mein Brot kommen.
Wenn du dir dein Eiweißbrot backst, dann entscheide dich bitte dafür, das auch ohne Eiweißpulver zu machen.
Davon gibt’s auch genug Rezepte. Aber das ist ja genauso isoliert und extrahiert und fernab von echt natürlich.
Versuch’s vielleicht auch ohne Quark.
Geht auch.
Gerade für Hautmenschen kann Quark ein Thema sein.
Also nimm Saaten, aber zähle bitte nicht die Kalorien.
Fazit
Eiweißbrot ist für mich ein Ernährungstrend.
Ein neues Produkt, bei dem es darum geht, mal wieder auf eine andere Art und Weise noch mal ein bisschen Geld zu verdienen.
Wie das eben im Trend von glutenfrei und vegan ist.
Da passt das gut dazu.
Für mich persönlich sind die meisten Eiweißbrote einfach nur Schrott, denn sie haben oft zu viele Zutaten.
Sie sind glutenhaltig, billige Zutaten und oft eben auch Luftbrote.
Vor allen Dingen, wenn man die in den Tüten kauft.
Deswegen: wenn Eiweißbrot, dann besser selbst gemacht.
Dann ist das auch mal okay.
Aber worum geht’s denn eigentlich?
Wir wollen einfach Brot weiter essen mit gutem Gewissen.
Da gebe ich dir einen Tipp und der heißt: iss doch einfach weniger Brot, denn Brot ist insgesamt zu trocken.
Versuch doch einfach deinen Eiweißbedarf besser über andere Eiweißquellen zu decken. Allen voran mit Hülsenfrüchten.
Rock on! Energize your Life. Echt.Jetzt!
Deine Annett
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